Amsterdam Geheimtipps entlang der schönsten Grachten [+ Reise Tipps]

 Prinsengracht 

Starten wir gleich mit der bekanntesten der Amsterdamer Grachten, die mit 3,2 Kilometern auch die längste ist. Die Prinsengracht ist der äußere der vier großen Kanäle im "Grachtengordel", benannt nach Willem I., Prinz von Oranien, der die Niederlande von der spanischen Fremdherrschaft befreite. Soviel zur Geschichte. 

Die Prinsengracht eignet sich perfekt für einen ausgedehnten Bummel durch Amsterdam. Ihr Bild ist geprägt von prachtvollen Kaufmannshäusern, malerischen, mit Blumen geschmückten Brücken und romantischen, im Grachtenwasser dümpelnden, Hausbooten. 

Die Prinsengracht gilt als einer der teuersten Immobilien Adressen der Welt, weshalb in den historischen Grachtenhäusern weniger Privatwohnungen, dafür aber viele Hotels, Kunstgalerien, Boutiquen, Restaurants, Cafés und Museen zu finden sind. 

Auch zwei der bekanntesten Amsterdam Sehenswürdigkeiten kannst Du bei Deinem Bummel entlang der Prinsengracht besuchen: Die im 17. Jahrhundert erbaute Westerkerk und das Anne-Frank-Haus mit seinem eindrucksvollen Museum. Empfehlenswert ist auch ein geführter Rundgang auf den Spuren von Anne Frank. Infos hier ᐅ

 Keizersgracht 

Die Keizersgracht ist der zweite Kanal im Grachtengürtel, mit 28 Metern die breiteste aller Grachten von Amsterdam. Ursprünglich als breite Prachtallee der wohlhabenden Kaufleute geplant, wurde die Gracht 1615 als Wasserstraße angelegt, um den Warenverkehr zu den Lagergebäuden hier per Schiff zu ermöglichen. Benannt ist die Keizersgracht nach Kaiser Maximilian I. aus dem Haus der Habsburger. 

Das Bild der Keizersgracht ist bis heute geprägt von roten Backsteingebäuden und historischen Lagerhäusern. Besonders schön ist das "Groenlandse Pakhuizen" mit seinen  Stufengiebeln und Zierfenstern, in dem Tran und Walöl aus Grönland gelagert wurde. Sehenswert ist auch das „Haus mit den Köpfen“ (offiziell Nummer 123), ein imposanten Kaufmannshaus, in dem heute ein Museum und eine Galerie untergebracht sind.

Die Lucas Jansz Sinckbrug (offiziell auf Karten die "Brug 36"), an der "Kreuzung" mit dem Amstel Fluss, ist  die älteste und malerischste der 14 Brücken, die die breite Keizersgracht überspannen. 

 Herengracht 

Die Herengracht ist benannt nach den reichen Herren, also den Kaufleuten, die hier in ihren prachtvollen Grachtenhäusern residierten. Bis heute gilt die Herengracht auch als die vornehmste aller Amsterdam Grachten mit dem höchsten Ansehen.

Mehr als 400 Häuser entlang der Herengracht stehen unter Denkmalschutz und sind imposante Zeitzeugen aus der Epoche, als die Niederländer mit ihrem Handelsimperium die Welt beherrschten. 

Das Haus mit der Nummer 502 in der Herengracht ist seit 1927 Sitz des Bürgermeisters von Amsterdam. Seit 2018 ist dies übrigens eine Frau, Femke Halsema, trotzdem führte dies bisher noch nicht zur Namensänderung in "Damesgracht" (obwohl dies im Rahmen der Gender Debatte tatsächlich diskutiert wird). 

Das Haus mit der Nummer 386 ist das "Het Grachtenhuis", hier befindet sich heute das Grachtenmuseum, in dem Du alles über die Geschichte und die Funktion des Amsterdamer Kanalsystem erfahren kannst. 

 Singel 

Der Singel ist der innerste der vier Kanäle im Grachtengürtel und die "Mutter aller Grachten", denn er wurde bereits ab 1428 als Wehranlage und als Verbindung zwischen dem Amstel Fluss und der IJ Bucht gegraben. 

Mein Tipp, mit dem Du Dich als echter Amsterdam Insider beweisen kannst: Der Kanal heißt nur Singel und nicht Singelgracht. Letztere gibt es zwar auch, bezeichnet aber einen weiter außerhalb verlaufenden Kanal.

Der Singel ist gesäumt von einigen der ältesten erhaltenen Kaufmannshäusern der Stadt - zum Beispiel dem "De Dolphijn" genannten Haus Nr. 140 mit seinen typischen Stufengiebeln und Fensterfronten. Von der Funktion als Wehrkanal zeugt heute noch der "Munttoren", ein Wehrtaum aus dem 17, Jahrhundert am östlichen Ende des Singel. 

Auch die bekannteste Brücke der Stadt befindet sich hier am Singel: die Torensluis, auch die Towerbridge Amsterdams genannt, diente früher auch als Kerker, was wir heute noch an den vergitterten Fenstern unter der Brücke erkennen können. 

 Brouwersgracht 

Nachdem wir die vier großen Kanäle des Grachten Gordel besucht haben, kommen wir jetzt zu den echten Amsterdam Geheimtipps, den weniger bekannten Grachten der Stadt. 

Als die Stadtzeitung "Het Parool" die Amsterdamer in einer Umfrage nach der schönsten Gracht ihrer Heimatstadt fragten, gab es einen klaren Sieger.... die Brouwersgracht! Denn diese ist ein echtes Gesamtkunstwerk aus schönen, von alten  schattenspendenden Bäumen gesäumten Grachtenhäusern, malerischen, mit Blumenkästen geschmückten Brücken und urigen Hausbooten, die träge im Wasser dümpeln. 

Die Brouwersgracht ist der Verbindungskanal der vier großen Grachten am nördlichen Ende des Gordel. Wie der Name vermuten lässt, befanden sich hier früher die Brauereien, die die Bewohner mit Bier versorgten.

Wenn Du entlang der Gracht bummelst, kannst Du dort an den Häusern heute noch die Haken sehen, an welchen die Getreidesäcke in die oberen Lagerräume gezogen wurden. Dies erklärt übrigens auch, warum diese Häuser alle leicht nach vorne geneigt gebaut wurden, denn diese Bauweise erleichterte das Hochziehen der Säcke. 

 Bloemgracht 

Die Bloemgracht durchzieht eines der schönsten und beliebtesten Stadtviertel von Amsterdam, den Jordaan, von West nach Ost bis zur Prinsengracht. 

Während die großen Grachten von den reichen Kaufleuten bewohnt wurden, war der Jordaan das Viertel der einfachen Arbeiter und Einwanderer. Und es waren die Hugenotten, protestantische Religionsflüchtlinge aus Frankreich, die dem Viertel seinen Namen gaben, abgeleitet vom französischen Wort "Jardin" für Garten. Und als Gracht der Blumen im Gartenviertel hat die Bloemgracht natürlich einen Ruf zu verteidigen: Die malerischen Brücken hier sind liebevoll mit Blumenkästen dekoriert und die Straße ist gesäumt von alten Ulmen. 

Heute sind die Bloemgracht und der Jordaan kein Arbeiter- sondern vielmehr das Yuppie Viertel der Stadt, mit urigen Cafés, Secondhand Läden und originellen Boutiquen. Und der französische Einfluss ist in den kleinen, aber hervorragenden Restaurants hier bis heute zu spüren bzw. zu schmecken. 

 Groenburgwal 

Der Groenburgwal gehört, obwohl mitten im Zentrum liegend, zu den weniger bekannten Kanälen und ist noch ein echter Amsterdam Geheimtipp. Was vielleicht zwei Gründe hat: Er ist ganz kurz, nur 250 Meter lang, und im Süden begrenzt durch die niedrige "Staalmeestersbrug", so dass der Kanal nur von kleinen Booten befahren werden kann. 

Dies macht für mich aber gleichzeitig auch den Reiz des Groenburgwal aus: Hier ist es ziemlich ruhig und Du triffst mehr Einheimische als Touristen. Und die malerische Staalmeesterbrug, eine typisch holländische Zugbrücke aus weißem Holz, ist für mich eine der schönsten der Stadt. 

Am Groenburgwal befanden sich übrigens früher die Stoffwebereien und die Färbereien von Amsterdam. Dies erklärt auch den Namen der Gracht, da das Wasser beim Färben der besonders beliebten grünen Stoffe regelmäßig grün eingefärbt war. 

 Reguliersgracht 

So wie die Brouwersgracht die großen Kanäle am nördlichen Ende verbindet, ist die Reguliersgracht der Verbindungskanal am östlichen Ende des Grachtengordel. 

Wenn Du Dich, wie ich, noch an die Zeit erinnerst, als wir Ansichtskarten mit Botschaften über gutes Wetter und leckeres  Essen verschickten: Die Reguliersgracht war auf diesen eines der beliebtesten Fotomotive - und ist es heute wohl auf den Ansichtskarten unserer Zeit, auf Instagram. 

Was macht die Gracht so besonders? Sie ist schnurgerade und wird in regelmäßen Abständen von niedrigen, elegant geschwungenen Steinbrücken überquert. Dazu ein weiterer Amsterdam Geheimtipp: Von der Brücke Ecke Reguliersgracht / Herengracht kannst Du - bei gutem Wetter und in verschiedene Richtungen guckend -insgesamt 15 Brücken von einer Stelle aus sehen.

Besonders am Abend, wenn die Brücken beleuchtet sind, ein spektakulärer Anblick und ein perfektes "Ansichtskarten" Motiv für die nächste Instastory.

 Spiegelgracht 

Wenn Du beim Namen Spiegelgracht auch gleich an spektakuläre Fotomotive von sich im Grachtenwasser spiegelnden Häuser denkst, muss ich Dich enttäuschen: Ihren Namen hat die Spiegelgracht von Hendrick Dircksz Spiegel, einem früheren Bürgermeister der Stadt...

Nichtsdestotrotz gehört die Spiegelgracht für mich zu den malerischsten der Stadt. Sie bildet eine Verbindung zwischen Prinsengracht und Lijnbaansgracht und durchquert das gleichnamige Spiegelkwartier, eines der urigsten Viertel der Stadt, berühmt für seine Antiquitätenläden und Galerien. 

Hier kannst Du Dich in den kleinen Läden der schiefen Grachtenhäusern nach antiken Möbeln, traditioneller Keramik und selbstgemachtem Schmuck umschauen. Und wer weiß, vielleicht findest Du zwischen den alten Bilderrahmen ja einen echten Rembrandt... ?

Mein persönliches Highlight beim Bummel entlang der Spiegelgracht war übrigens ein eleganter Schwan, der sich ein spektakuläres Wettrennen mit den Ausflugsbooten auf dem Kanal lieferte... und sogar fast gewonnen hätte.

Oudezijds Voorburgwal

Beim Bummel entlang der Grachten Amsterdams begeben wir uns jetzt ins touristische Epizentrum der Stadt und landen mitten im Rotlichtviertel von De Wallen. 

Der nur 700 Meter lange Oudezijds Voorburgwal ist einer der mittelalterlichen Stadtgräben und gehört zu den ältesten Vierteln von Amsterdam. Entsprechend findest Du hier jede Menge architektonische Juwelen und historische Denkmäler. Allen voran das "Het Wapen van Riga", eines der ältesten erhaltenen Kaufmannshäuser aus dem Jahr 1605.

Auch die "Oude Kerk", die älteste Kirche der Stadt, deren Geschichte bis ins Jahr 1306 zurückgeht, befindet sich gleich hier am Oudezijds Voorburgwal.

Beim Bummel entlang der Gracht bekommst Du gleichzeitig auch einen Einblick ins Rotlicht- und Partyviertel (für das Amsterdam ja mindestens genauso berühmt ist wie für seine Grachten) und Du kannst den süßlichen Duft einatmen, der aus den Coffee Shops entlang der Gracht strömt.

Kloveniersburgwal

Der letzte Kanal auf unserem Rundgang zu den schönsten Grachten von Amsterdam ist gleichzeitig der kürzeste. Mit seinen 550 Metern ist der Kloveniersburgwal aber, zusammen mit dem Singel und der Geldersekade, ein Teil der ältesten, um 1480 entstandenen, Verteidigungsanlage der Stadt. 

Deshalb finden wir auch hier viele interessante, historische Gebäude mit spätmittelalterlichen Fassaden. Als Teil der Wehranlage, war das Viertel um den Kanal lange Zeit das Waffenlager der Stadt  und Wohnsitz der die Stadt schützenden Stadtwächter (daher kommt auch der Name, Klovenier bedeutet Schütze). Dieser Büchsenschützengilde wurde übrigens durch Rembrandt van Rijn in seinem berühmten Werk "Die Nachtwache" eine Denkmal gesetzt. 

Im Haus Nr. 48, dem Bushuis, wurden Waffen und Munition gelagert und das palastartigen Kanalhaus Nr. 28, das Trippenhuis, war Mitte des 17. Jahrhunderts Wohnsitz der wohlhabenden Waffenhändler Dynastie der Louys Familie. 

Heute geht es aber am Kloveniersburgwal weniger martialisch zu. Viele der Gebäude hier gehören mittlerweile zum Campus der Universität. Und, ausgerichtet auf die neue Zielgruppe, gibt es hier heute weniger Waffenlager, dafür viele gemütliche Kneipen, Cafés und Eisdielen. Der perfekte Ort also, unseren Bummel entlang der schönsten Amsterdam Grachten ausklingen zu lassen...