Florenz Geheimtipps & Insider Tipps abseits der Touristenpfade

Friedhof mit Aussicht

Die meisten Touristen kommen während ihres Florenz Besuchs irgendwann auch zur bekannten Piazzale Michelangiolo, um dort die Aussicht über die Stadt zu genießen. Wenn Du hier aber noch 5 Minuten weiter den (allerdings steilen) Hügel hinauf läufst, findest Du nicht nur eine der schönsten Kirchen Italiens - der Ausblick von hier oben ist sogar noch spektakulärer als weiter unten. Und das ganz ohne den Rummel zwischen Touristenbussen und Selfiesticks, der normalerweise auf der Piazzale Michelangiolo herrscht.

Doch bevor Du die Aussicht auf die roten Dächer von Florenz genießt, solltest Du Dir die Zeit nehmen, die Details des Florenz Geheimtipps innerhalb der Klosteranlage anzuschauen:

Die Fassade der Basilika San Miniato al Monte ist im typischen florentiner Stil, mit grünem und weißen Marmor geschmückt.  Auch Innen gehört die Kirche, mit einer prächtigen Renaissance-Kapelle, einem Mosaikboden im byzantinischen Stil und einer bemalten Holzdecke zu den schönsten Kirchen von Florenz.

 Das Weinfenster 

Im Jahr 1559 erließ Cosimo de'Medici ein Gesetz, das es den Florentiner Weinberg Besitzern erlaubte, ihren Wein zu gewissen Zeiten direkt aus ihren Häusern heraus zu verkaufen. Vielleicht war dies ja die Geburt unserer Straußen- und Besenwirtschaften?  Statt am Besen war der Weinausschank in Florenz jedoch an den "Buchette" zu erkennen - kleine Öffnungen in den Hausmauern, durch die der Wein in die mitgebrachten Flaschen und Gläser abgefüllt wurde. 

Nachdem diese alte Florentiner Tradition für lange Zeit in Vergessenheit geriet, kannst Du heute im Stadtteil Santo Spirito bei "Babae" Deinen Wein, im Rahmen dieses Florenz Insider Tipps, wieder auf traditionelle Weise erstehen - ohne jedoch Dein eigenes Glas oder eine Flasche mitbringen zu müssen.

Jeden Abend (außer montags) findet dort zwischen 19 und 20 Uhr die  „L’ora della Buchetta“, die Stunde des "kleinen Loches" statt, und Du kannst Dein Glas Wein direkt durch das kleine Fensterchen in der Wand bestellen und direkt auf der Straße genießen.

 ToscaNino Bar 

Ok, den Blick von der Piazzale Michelangiolo auf die roten Dächer von Florenz und auf die imposante Domkuppel kennen wir alle. Es gibt aber auch in mitten in der Stadt einen Ort, wo Du Deinen Aperitivo auf Augenhöhe mit dem Dom und mit Blick über die Altstadt genießen kannst. Die ToscaNino Bar ist jedoch nicht ganz leicht zu finden, hier ist die Anleitung zum Florenz Insider Tipp:

1. Gehe ins Kaufhaus RINASCENTE, direkt an der Piazza della Repubblica.

2. Fahre über die Rolltreppen bis ins oberste Stockwerk des Kaufhauses (ich glaube, es war die Herrenmoden Abteilung)

3. Suche in der hintersten Ecke dort die Treppe mit dem Schild "TOSCANINO", die noch eine Etage höher, in einen kleinen Weinladen führt.

4. Frage dort den Verkäufer nach dem Aufstieg zur Bar und Du gelangst über eine - zwischen den Weinregalen versteckte - enge Wendeltreppe auf die Dachterrasse des Kaufhauses.  

Die meisten Besucher hier sind Einheimische, die nach dem Kaufhaus Besuch noch einen Kaffee trinken wollen, und dann nicht besonders an der grandiosen Aussicht interessiert sind. Ich habe jedenfalls ohne Probleme einen freien Tisch, in der "Pole Position" bekommen - mit einem unbezahlbaren Ausblick, direkt auf den Dom, mit dem Campanile und der größten Domkuppel der Welt.  

 Michelangelos Graffiti 

Der nächste der Florenz Geheimtipps befindet sich an einem der belebtesten Touristenorte in Florenz. Dennoch laufen fast alle Besucher achtlos vorbei - und das, obwohl es sich, im wahrsten Sinn des Wortes, um einen echten Michelangelo handelt. 

Es ist aber zugegeben ein bisschen wie in den Wimmelbildern von "Wo ist Walter?", den in einen der verwitterten Mauersteine am ehrwürdigen Palazzo Vecchio gemeißelten Umriss eines Männerkopfes zu finden.

Um diese, nachweislich vom weltberühmten Renaissance Künstler Michelangelo geschaffenen Streetart Kunst, ranken sich viele Legenden. Eine besagt, das Kunstwerk entstand  während einer Wette, bei der der begnadete Bildhauer, mit dem Rücken zur Wand, das Relief über seine Schulter hinweg in den Stein meißelte.

Auch ist umstritten, ob der Männerkopf ein Selbstbildnis ist und den Künstler selbst darstellt. Eine Quelle behauptet, es sei der Kopf eines hier auf der Piazza, vor dem Palazzo Vecchio, hingerichteten Mannes, eine andere sagt, es sei die Karikatur eines notorischen Langweilers, der Michelangelo immer wieder in ein Gespräch verwickeln wollte.

Wie auch immer, die Straßenkunst ist die einmalige Gelegenheit, einen echten Michelangelo in Florenz, ohne Eintrittsgeld und Warteschlange, zu Gesicht zu bekommen. 

 Letztes Abendmahl 

Gemälde vom letzten Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern einnahm, gibt es "wie Sand am Meer" - und wären normalerweise kein Kandidat für eine Liste mit Florenz Geheimtipps. Nicht nur Leonardo da Vinci, auch andere berühmte Künstler, wie Salvador Dalí, Peter Paul Rubens, Lucas Cranach d.J., Diego Velasquez und viele weiterer Maler aller Epochen haben das berühmteste Abendessen der Geschichte im Bild festgehalten. 

Aber vielleicht ist es Dir bei meiner Aufzählung aufgefallen, es sind alles Maler - und keine einzige Malerin. Doch das können wir ändern, denn in Florenz kannst Du das wahrscheinlich einzige, von einer Frau gemalte, Letzte Abendmahl bewundern.

Geschaffen wurde das Kunstwerk um 1560 von der Nonne Plautilla Nelli, im Refektorium ihres Klosters Santa Caterina di Cafaggio. Eine wirkliche Sensation, denn wenn Frauen in der Renaissance überhaupt malten, dann waren es normalerweise Blumen und Stillleben. 

Anders als die meisten Abendmahldarstellungen, erschuf sie kein Fresko auf Stein, sondern malte ihr monumentales Gemälde in Öl, auf einer 7 mal 1,85 Meter großen Leinwand. Ein Glücksfall, denn das Kloster, in dem sie lebte, ist mittlerweile zerstört (und damit auch alle dort an den Wänden befindlichen Fresken). Das Leinwandgemälde konnte aber gerettet werden, wurde aufwendig restauriert und ist heute im Museum der Kirche Novelle Santa Maria zu bewundern. 

Ein Meilenstein der Emanzipation in der Kunstgeschichte!

 "La Berta" 

Der nächste der Florenz Geheimtipps führt uns zur Kirche Santa Maria Maggiore, ganz in der Nähe des Domplatzes. Die von außen sehr schlicht gehaltene Zisterzienserkirche würde wahrscheinlich in der Fülle der prachtvollen Gotteshäuser von Florenz untergehen - wenn nicht, ganz oben in der Mauer des Glockenturms, ein geheimnisvoller Kopf zwischen den Steinen hervorlugen würde...

Kunsthistoriker erklären die Existenz des schwebenden Kopfes - der von den Einheimischen "La Berta" genannt wird - damit, dass beim Bau der Kirche, ungefähr im 10. Jahrhundert, wie damals üblich, Steine aus den Ruinen älterer Gebäude verwendet wurden. Darunter befand sich auch der Kopf einer antiken römischen Statue, die praktischerweise gleich mit vermauert wurde. Die wahre Geschichte ist jedoch eine ganz andere: 

Im Jahr 1326 wurde der Astrologe und Alchemist Cecco d'Ascoli als Hexer und Ketzer überführt und sollte auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Sein Weg zum Schafott führte hier an der Kirche vorbei, wo die junge Berta gerade aus dem Turmfenster schaute. Der erschöpfte Cecco bat Berta um einen Schluck Wasser, den die junge Frau aber verweigerte, aus Angst, der Alchemist könne über das Wasser mit dem Teufel kommunizieren. Erzürnt über die verweigerte Bitte, belegte der Astrologe die unglückliche Frau mit einem Fluch, durch den sie seitdem bewegungslos und versteinert aus dem Fenster des Kirchenturmes herausschauen muss.

 Rosengarten  

Fast jeder, der Florenz besucht, wird irgendwann hinauf zur Piazzale Michelangiolo laufen, um von dort den grandiosen Ausblick über die Stadt zu bewundern. Die meisten wählen dabei den ausgeschilderten Weg über die Via dei Bastioni. 

Ein Florenz Geheimtipp ist jedoch, den Weg durch den Rosengarten zu nehmen, der sich auf der anderen Seite der Bastionsmauer befindet. Der Eingang zum "Giardino delle Rose" ist allerdings leicht zu übersehenen. Er führt durch ein kleines Tor in der Mauer, die der Via dei Bastioni entlang verläuft (siehe auch das folgende Foto).

Der Weg durch den Rosengarten ist zwar nicht kürzer, aber viel schöner, als der entlang der Straße. Neben den 400 verschiedenen Rosenarten, duften hier auch Zitronen- und Orangenbäume um die Wette.

Es gibt im Garten auch offene Rasenflächen und schöne Bänke, perfekt um beim Aufstieg eine Pause einzulegen und den Blick auf die Stadt zu genießen. Dieser ist hier, im etwas tiefer gelegen Park, zwar noch nicht ganz so spektakulär, wie oben auf der Piazzale Michelangiolo - mit den Rosen, Bäumen, Springbrunnen und Statuen bieten sich aber immer wieder schöne Fotomotive zum Kombinieren. 

Der Rosengarten ist täglich von 9 - 20 Uhr (sonntags ab 10 Uhr) geöffnet. Und das beste: Der Eintritt ist frei.

 Santa Maria Novella 

Florenz hat viele Superlativen zu bieten, überall triffst Du auf etwas Größtes, Ältestes oder Spektakulärstes. Was aber nur wenige wissen, Florenz ist auch die Heimat der wohl ältesten, durchgehend geführten, Apotheke der Welt (zumindest nach der Definition einer Apotheke in der westlichen Welt). 

Denn schon im Jahr 1221 gründeten die Dominikaner Mönche des, oben schon erwähnten, Klosters Santa Maria Novella eine Apotheke, in der sie Balsame, Salben und Tinkturen aus den im Klostergarten angebauten Kräutern verkauften. 

Noch heute wendet die Apotheke die traditionellen Zubereitungsmethoden an und führt Produkte nach den Originalrezepten der Mönche. Die Spezialität des Hauses ist die "Carta Armenia", das armenische Papier, ein weihrauchartiges Räucherstäbchen, dem antiseptische Wirkung nachgesagt wird. 

Mit ihren gewölbten Decken und Marmorböden, den vergoldeten Verzierungen und Fresken, den Nussholzschränken, alten Apothekerwaagen, Mörsern und geheimnisvollen Tinkturen in Glaskaraffen, ist der Besuch der Santa Maria Novella Apotheke auf jeden Fall ein Erlebnis. 

 Picteau Bistrot 

Die Ponte Vecchio gehört für mich zu den schönsten (und als Hobbyfotograf: auch zu den fotogensten) Brücken, die ich bisher gesehen habe. Klar, dass ich deshalb überall auf der Suche nach dem besten Fotospot war. 

Der ideale Ort, um die pittoreske alte Brücke aus der Nähe und in aller Pracht zu fotografieren - und gleichzeitig bei einem kühlen Aperitivo zu entspannen - ist die Terrasse des zum Hotel Lungarno gehörenden Picteau Bistrots. 

Wenn Du rechts vom Hoteleingang durch den mit grünen Pflanzen dekorierten Seitenhof läufst, gelangst Du direkt auf die Terrasse, ohne den Umweg durch die Lobby des exklusiven Hotels nehmen zu müssen. 

Abends, rund um den Sonnenuntergang, wird es schwierig, hier einen der wenigen Tische direkt am Fluss zu ergattern. Ich war aber zweimal am Nachmittag dort, und es gab beide Male freie Sitzgelegenheiten. Nur wenn Ihr zu zweit seid, müsst Ihr dann unter Euch ausmachen, wer den Platz mit Blick auf die Ponte Vecchio bekommt, und wer den Hals verdrehen muss. 

 Santa Rosa Bistrot 

Zum Abschluss meiner Florenz Geheimtipps und Insider Tipps möchte ich Dir noch mein Lieblingslokal vorstellen, dass ich bei meinem letzten Florenz Besuch sowohl zum Frühstück, für einen Mittagssnack als auch zum Abendessen besucht habe. Das Lokal ist Teil eines öffentlichen Projekts, die Gärten entlang des Lungarno mit Leben zu füllen.

Das Santa Rosa Bistrot liegt damit nicht direkt im historischen Zentrum der Stadt, und etwas abseits der normalen Touristenrouten, am südlichen Arno Ufer, aber nur einen knappen Kilometer von der Ponte Vecchio entfernt.

Im Santa Rosa Bistro kannst Du wunderbar vor, während oder nach einem anstrengenden Sightseeing Tag entspannen. Wahlweise zwischen Rosenbüschen und Kiefern, in einem der Liegestühle im weitläufigen Garten, oder, bei nicht so gutem Wetter, im Bistrobereich des geschützten Wintergartens oder des Gewächshauses.

Hier herrscht eine sehr entspannte, alternative Atmosphäre, was dazu führt, dass Du vielleicht mal ein bisschen warten musst, bis Dein Drink serviert wird oder Dein Essen fertig ist. Wenn Dir das nichts ausmacht und Du nicht in Eile bist, ist das Santa Rosa mein Florenz Geheimtipp für gutes Essen und leckere Cocktails - zu Preisen, die Du ein paar hundert Meter weiter auf der anderen Arno Seite vergeblich suchen wirst. 

Das Santa Rosa Bistrot ist täglich von 8 Uhr (samstags und sonntags ab 10 Uhr Uhr) bis um Mitternacht geöffnet.